Brief an die Gemeinde zum Fronleichnamsfest 2023
Das Wunder der Eucharistie
Liebe Kinder und Jugendliche, liebe Schwestern und Brüder!
Carlo Acutis aus Italien war erst 15 Jahre alt, als er 2006 an einer sehr aggressiven Leukämie erkrankte und nur wenige Tage nach der Diagnose starb. Sein kurzes Leben war allerdings so bemerkenswert, dass er vor zwei Jahren, am 10. Oktober 2020 von Papst Franziskus Selig gesprochen wurde. Was war der Grund dafür?
Völlig außergewöhnlich für ein Kind oder einen Jugendlichen war er fasziniert vom Sakrament der Eucharistie.
Er war felsenfest davon überzeugt, dass die Eucharistie sein „Weg zum Himmel“ ist. Er ging daher fast täglich zur Heiligen Messe und war bei jeder eucharistischen Anbetung dabei. Und als er mit dem Computer und dem Internet umgehen konnte, setzte er sich dafür ein, dass diese neue Technik dazu beiträgt, die Bedeutung der Heiligen Kommunion für die Menschen bekannt zu machen. Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Energie sich dieses Kind für die Eucharistie ins Zeug legte. Vor allem, weil man heutzutage eigentlich eher das Gegenteil erwartet.
Vor ein paar Jahren zum Beispiel fragte ich ein Erstkommunionkind, wie denn die Feier war… und das Kind antwortete: „Die Hostie schmeckt mir nicht!“
Eine solche Antwort macht traurig, aber überrascht eigentlich nicht. Der Stellenwert und die Bedeutung der Eucharistie ist eben im Schwinden. Das erinnert mich an die Zeit vor vierhundert Jahren, als der Heilige Franz von Sales bei der Erneuerung seiner Diözese vorschreiben musste, dass mit der Aufbewahrung der geweihten Hostien sorgsam umzugehen ist, damit das Brot nicht verschimmelt, wie er es bei Visitationen öfters gesehen hat. Sein Erlass lautete: „Alle Pfarrer werden für ihre Kirchen Tabernakel mit passenden Ziborien aufstellen und besorgen, um das Allerheiligste Sakrament auf dem Altar aufzubewahren. Jeden ersten Sonntag des Monats werden sie die heiligen Hostien erneuern.“ (DASal 12,60)
Was also eigentlich völlig selbstverständlich sein sollte, musste eigens befohlen werden, da offenbar auch zur Zeit des heiligen Franz von Sales nicht allen, nicht einmal den Priestern klar war, welch großes Wunder und welch heiligen Schatz wir hier von Gott geschenkt bekommen.
Das Wunder der Brotvermehrung, von dem wir im heutigen Evangelium hörten, ist im Vergleich zum Wunder der Eucharistie nur eine Kleinigkeit.
Darin liegt eigentlich der Sinn des Fronleichnamsfestes, dem Hochfest des Leibes und Blutes Christi, dass wir daran erinnert werden, wie bedeutsam und wertvoll das Sakrament der Eucharistie für uns alle ist. Carlo Acutis beschreibt dieses Sakrament als seinen Weg zum Himmel. Für Franz von Sales ist es „der Höhepunkt der geistlichen Übungen … ein unfassbares Geheimnis, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfasst.“ (DASal 1,90)
Nirgends sonst kommt uns die Liebe Gottes so nahe wie in diesem Sakrament.
Und für mich? Was bedeutet mir die Heilige Kommunion? Das wäre die Frage, mit der ich mich heute im Rahmen des Fronleichnamsfestes wieder einmal beschäftigen könnte. Dabei sollten wir aber nach Franz von Sales weniger unseren Verstand befragen, sondern mehr unser Herz.
Das Wunder der Eucharistie ist viel zu groß, als das wir verstehen könnten, wie „der wirkliche Leib Unseres Herrn mit seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit ganz in der heiligen Hostie und in jedem Teil von ihr enthalten ist; noch wie er, der im Himmel ist, auf Erden sein kann; auch nicht, wie es wahr sein kann, dass er, der nur ein einziger Leib ist, trotzdem an so vielen Orten sein kann, auf so vielen Altären und im Mund so vieler. … wir brauchen nicht zu wissen, wie dieses göttliche Sakrament gewirkt wird; es genügt zu wissen, dass es geschieht, … unsere Sache ist es nur, sorgsam daran zu glauben und unseren Nutzen daraus zu ziehen“ (DASal 12,216), indem wir „diese ganz vollkommene Speise in der richtigen und vollkommenen Weise in uns aufnehmen …, erfüllt von der heiligen Gnade, Güte und Liebe“ Gottes (DASal 5,216). Amen.
Liebe Grüße
Ihr Pater Alex