Brief an die Gemeinde zum 33. Sonntag im Jahreskreis

Die Zeit wird einmal zu Ende gehen

Gedanken zum 33. Sonntag im Jahreskreis B (Dan 12, 1-3, Hebr 10, 11-14.18, Mk 13, 24-32)

Die Lesungen des 33. Sonntag im Jahreskreis B sind beim ersten Anhören nicht besonders ermutigend. Von der Zeit der Not ist da die Rede, von Katastrophen und vom Weltuntergang. Das wollen wir eigentlich nicht hören, und trotzdem gehören auch solche Themen zu unserer Wirklichkeit dazu.

Die Zeit eines jeden einzelnen von uns wird einmal zu Ende gehen…

Gleiches gilt für die Erde und die gesamte Schöpfung. Wie wir uns dieses Ende vorstellen, dafür gibt es die unterschiedlichsten Bilder. Im ersten christlichen Jahrhundert war die prägende Katastrophe die Zerstörung des Tempels von Jerusalem durch die römischen Soldaten. Heute fallen uns wahrscheinlich mehr die Bilder von Klimakatastrophen oder Terroranschlägen ein, die die Welt zerstören werden.

Jesus berichtet von diesem Ende eigentlich erstaunlich frei von Emotionen. Dieses Ende wird kommen. Daran ist nichts zu ändern. Wichtig sind ihm dabei aber zwei Dinge: Erstens, das wahre Ende ist nicht die Katastrophe, sondern das Erscheinen der großen Kraft und Herrlichkeit des Menschensohnes. Also:

Am Ende steht nicht der Tod, sondern die Herrlichkeit Gottes.

Und das Zweite, das Jesus wichtig ist, das ist die Wachsamkeit, denn niemand kennt den Tag oder die Stunde, in der es zu Ende geht. Auf unseren eigenen Tod umgemünzt, bedeutet dies, was Franz von Sales einmal sagte: „Der kluge Mensch richtet jeden Tag so ein, als wäre er der letzte seines Lebens.“ (DASal 12,273)

Und was bedeutet all das für die gesamte Welt, die gesamte Schöpfung? Ich glaube, hier hilft uns bei der Antwort der Caritas-Sonntag, den wir dieses Jahr am 19.09. gefeiert haben und der uns auch jedes Jahr auf die Katastrophen in der Welt aufmerksam macht: auf Armut, Hunger, Ungerechtigkeit, Krieg, Seuchen… und darauf, dass Millionen Menschen darunter leiden und alle Christen den Auftrag haben, dagegen etwas zu unternehmen. In der Mitte des heutigen Evangeliums (Mk 13,24-32), bringt Jesus den Vergleich mit dem Feigenbaum … „Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.“ Dieser Feigenbaum ist auch ein Bild für die Caritas … oder für all die caritativen Aktivitäten so vieler Christinnen und Christen in der ganzen Welt gegen die Katastrophen und Weltuntergänge, die sich ständig ereignen. Die Antwort lautet also:

Seid caritativ … tut etwas, helft, so gut ihr könnt, überall dort, wo ihr lebt.

Das kann in deiner Nachbarschaft sein, oder weit weg in einem Land voller Armut und Hunger, Krieg und Terror. Seid dieser saftige Feigenbaum, der den Sommer ankündigt. Natürlich hängt über uns ständig die Versuchung zu sagen: Was können wir schon tun, nutzt doch alles nichts … Aber da sollten wir jedes Mal an unseren christlichen Glauben denken, der selbst angesichts der dunkelsten Stunden immer den Funken Hoffnung leuchten lässt und sagt: auch ein Glas Wasser kann Wunder wirken (Mt 10,42).

„Da sich solche Gelegenheiten sehr oft bieten,“ meint der heilige Franz von Sales, „können wir durch sie große geistliche Reichtümer anhäufen, wenn wir sie gut benützen“ (DASal 1,190). Gott wird das Wenige, das ich begonnen habe, vollenden. Wann, das wissen wir natürlich nicht, aber dass es so sein wird, das ist sicher. Garant dafür ist der Menschensohn Jesus Christus, seine große Kraft und Herrlichkeit.

Ich bedanke mich bei allen, die sich in unserer Pfarrgemeinde tagtäglich im weiten Feld der Caritas engagieren und ich bedanke mich bei allen, die diese Arbeit durch ihre Spenden unterstützen (besonders allen, die durch Ihre Spenden der „Hilfsaktion Nordost-Indien“ unterstützt haben). Sehr viel davon geschieht im Verborgenen, ohne großes Aufsehen, aber mit viel Wirkung. Vor allem erinnert uns die Caritas stets daran, dass Gottesliebe ohne Nächstenliebe nicht funktioniert und wir einmal am Ende unseres Lebens mit der Aussage des Menschensohnes Jesus Christus konfrontiert sein werden:

„Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).

Nehmen wir also das heutige Evangelium zum Anlass, darüber nachzudenken, wie ich wachsam sein kann – und hoffnungsvoll vorbereitet auf das Kommen des Menschensohnes mit großer Kraft und Herrlichkeit. Amen. 

Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag! 

 

Ihr Pater Alex

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