Brief an die Gemeinde zum 24. Sonntag im Jahreskreis
Brief an die Gemeinde zum 24. Sonntag im Jahreskreis
Ein geheimnisvolles Ding ist unsere Seele. Wer bin ich? Ist das auch Ihre Frage, liebe Mitchristen?
Wenn wir jung sind, scheint es leicht zu sein, sie zu beantworten. Wir schauen uns in den Spiegel und wir machen unser Äußeres zurecht, damit es seine Wirkung auf andere nicht verfehlt. Wir sind stolz auf uns, wir gehen ins Leben. Wir haben eine Familie mit Kindern, und das hält uns. Ja eine Zeit lang trägt uns das durch das Leben, eine Zeit lang. Aber dann gehen die Kinder aus dem Haus, der Ehepartner stirbt irgendwann, und dann.
Wer bist Du dann?
Oder wir haben Erfolg im Beruf. Auch das trägt uns im Leben--- eine Zeit lang. Wir haben ein gutes Einkommen, sogar ein Haus gebaut, den Kindern ein Auslandsstudium ermöglicht. Das bringt uns Erfüllung --- eine Zeit lang. Denn irgendwann ist die Grenze der Leistung erreicht. Wir werden vergesslicher, die Pension kommt auf uns zu, eine Krankheit, Parkinson, Demenz??!! Irgendwann stehst du wieder vor dem Spiegel und siehst, wie dein Äußeres sich verändert, schütter das Haar, zerknittert die Haut und du denkst:
Wer bin ich eigentlich? Und wovon lebe ich?! Wer bin ich? Was zähle ich? Für wen halten die Leute mich?
Genau die gleiche Frage hat Jesus im heutigen Evangelium. Aber er will keine allgemeine Antwort: Die einen sagen: Das muss Johannes der Täufer sein. Dieser heilige Mann war zwar hingerichtet worden. Aber vielleicht ist er ja auferstanden oder wirkt sein noch lebender Geist in Jesus, deshalb hat er diese geheimnisvollen Kräfte. Andere sagten: Das muss Elia sein. Der sollte doch nochmal wiederkommen. Vielleicht ist das in Jesus passiert. Andere meinen: Na, ein Prophet ist er auf jeden Fall. Aber das will er alles gar nicht wissen.
Er möchte hören, was er seinen Freunden bedeutet: Ihr aber, für wen haltet Ihr mich?!
Auf die persönliche Erkenntnis und das persönliche Bekenntnis kommt es an bei Jesus. Petrus antwortet offen: Du bist der Messias, der Christus! Du bist für uns alles, es gibt nichts Wichtigeres. Das ist also der erste entscheidende Punkt, im Leben zu wissen:
Da sind Menschen, denen bin ich wichtig.
Dann muss ich mich auch nicht mehr so sehr fürchten, eines Tages krank, alt oder gebrechlich zu werden. Es gibt Menschen, die denken, die für mich sorgen: Denn es verbindet uns mehr als nur Freundschaft oder Verwandtschaft. Da ist ein geheimnisvolles Band von Seele zu Seele und dieses Band nennen wir Christen Gott. Es kommt also zuerst nicht darauf an, hohes Gehalt, Vermögen, Bildung und Position zu haben, sondern darauf, Menschen zu haben, für die ich an erster Stelle stehe, die mich wollen und mögen und wie Petrus zu Jesus sagen:
Es ist gut, dass es dich gibt.
Ich wünsche euch/Ihnen einen gesegneten Sonntag!
Ihr Pater Alex