Brief an die Gemeinde im Oktober

Von Gott geprägt

Liebe Mitchristen,

wie wir unsere Kindheit erlebt haben, welche Menschen uns beeinflusst und uns in unseren Erlebnissen und Erfahrungen geprägt haben, das begleitet uns oft unser ganzes weitere Leben lang. Die momentane Corona-Pandemie ist ein aktuelles Beispiel, wie ein weltweites Virus uns Lebensgefühl prägen kann.

Prägungen bestimmen unser Leben, ob sie uns passen oder nicht.

Wir lernen mit ihnen umzugehen, sie anzunehmen und uns mit ihnen zu arrangieren, was nicht immer leicht ist. Und doch sind wir hin und wieder über unsere eignen Fortschritte erstaunt. Es gelingt uns und lässt das Herz und die Seele vor Freude hüpfen, wenn wir den Mut haben zum Bespiel über den eigenen Schatten zu springen. Eine befürchtete unangenehme Sache wendet sich überraschend positiv.

Prägungen lassen sich auch verändern? Wie stark und wie intensiv sind Prägungen? Ein Bespiel dafür gibt uns das Evangelium vom 29. Sonntag, das uns durch den Evangelisten Matthäus überliefert ist: Die römische Münze trägt das Bild des Kaisers; die Pharisäer wollen Jesus weide einmal mit eine provozierenden Frage auf die Probe stellen: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?“. Für welche Seite, für welche Antwort Jesus sich auch entscheidet, ob für oder gegen die Steuer – eigentlich hat er aufgrund dieser hinterhältigen Frage schon verloren.

Aber Jesus hat den Mut und die Kraft, seine göttliche Prägung deutlich zu benennen.

Jesus nutzt diese Fang-Frage sogar, indem er sie umprägt und den westlichen, den eigentlichen Kern herausstellt: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ Jesus stellt unmissverständlich die Priorität an die erste Stelle: Der Mensch ist von Gott geprägt! Wie Menschen sind nach Gottes Ebenbild geschaffen. Steuern und der Kaiser haben einen viel niedrigeren Stellenwert. Die Grundorientierung kann für einen Christen kein Kaiser, kein Geld, kein Mammon mit deren Anhänglichkeiten bedeuten.

Wir Christen als Gottes lebendige Münzen sind seine besondere Währung, die mit keiner Währung der Welt zu vergleichen ist.

Als Kinder Gottes, die sein Abbild in unserer Seele tragen, sind wir jeden neuen Tag eingeladen, das in unserem Herzen zu erspüren: Lass ich mich heute von Gott prägen? Lass ich mich von Jesus prägen? Lass ich mich durch Gottes Wort und Liebe prägen?

Ich finde diese verrückte und schein-heilige Frage der Pharisäer inzwischen sogar hilfreich, denn sie bringt es auf den Punkt: Was ist mein aktuelles, jetziges Gottes-Bild? Ist es ein Gottes-Bild, das mich wirk-mächtig prägt? Oder möchte ich es verändern? Was könnte ich dafür tun? Ein Gespräch mit Gott kann hoffentlich eine neue zukunftsfrohe Klarheit schaffen.

Herzliche Grüße

Christine Petrowski

Gemeindereferentin

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