Brief an die Gemeinde

In aller Buntheit ist jeder von Gott mit Würde erfüllt!

Liebe Kinder und Jugendliche, liebe Schwestern und Brüder!

Die Zeit der warmen Tage neigt sich jetzt im November dem Ende zu für dieses Jahr. Noch sind viele bunte Blätter an den Bäumen. Alle in ganz eigenen Farben, auch wenn sie in der Menge manchmal einheitlich erscheinen, ist doch jedes Blatt für sich anders als das andere.

Wenn wir zu St. Martin durch die Straßen ziehen – mal in kleinem Kreis mit befreundeten Kindern oder als Familie, mal vielleicht auch mit ganz vielen Menschen und von Musik begleitet – dann sehen wir das Laub an den Bäumen, aber auch schon am Boden. Und wenn es immer kälter wird, dann fallen auch die letzten Blätter von den Bäumen. Und man kann verstehen, dass der Bettler am Straßenrand, dem der heilige Martin der Legende nach begegnet, dringend einen Mantel benötigte, um nicht zu erfrieren.

Wenn ich überlege, wie viele Blätter es auf allen Bäumen unserer Erde gibt, und wie diese alle unterschiedlich und schön auf ihre jeweils eigene Art gestaltet sind, komme ich ins Staunen.

Was Gott uns alles schenkt, und selbst im kleinsten Tier und der kleinsten Pflanze Individualität verwirklicht. Genauso individuell und „bunt“ hat Gott uns Menschen geschaffen.

Jede Person ist in ihrer Individualität von Gott mit äußerer und innerer Schönheit und einer jeweils eigenen Aufgabe auf diese Welt gesendet.

Und genau wie in der freien Natur alles zusammenhängt, so hängen auch wir Menschen mit der Natur und unseren Mitmenschen zusammen.

Ich frage mich in letzter Zeit fast täglich, warum denken manche Menschen, dass sie schöner oder besser als andere Menschen seien. Warum andere weniger wichtig seien oder in manchen Regionen bitte zu verschwinden hätten. Da erinnere ich auch das Wort „Remigration“, das von Menschen verwendet wird, die die Gesellschaft spalten wollen.

Im Jahr 1938 wurde im November in Deutschland die Spaltung der Gesellschaft aufs übelste vorangetrieben.

Am 9. November wurde deutlich, dass nicht nur die Blätter der Bäume, sondern auch die Menschlichkeit unter die Füße gerät.

Wir sind in diesem Herbst vielleicht auch wieder an einem Punkt, wo wir insbesondere als Christen aufgerufen sind, die Würde des Menschen im Rückblick auf 75 Jahre Grundgesetz hochzuhalten. Die Würde jedes einzelnen Menschen, die ihm und ihr individuell von Gott geschenkt ist.

In aller Buntheit ist jeder von Gott mit Würde erfüllt.

Ihr

Thorsten Inhestern

Diakon

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